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Die "Katakomben" von St. Peter – Höhlen voller Spiritualität und Legenden

  • Christian Messmer
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Mitten in der Salzburger Altstadt am Rande des Friedhof St. Peter liegt in der Felswand des Festungsbergs ein einzigartiges Höhlensystem mit rituellen Räumen – die „Katakomben“ von St. Peter. Wenig Gesichertes weiß man über sie, aber vieles gibt es zu erzählen. Folgen Sie uns zu einer kleinen Höhlenexpedition in die Salzburger Geschichte.

Messe in der Gertraudenkapelle | © Domenico Quaglio 1818Gemälde von Domenico Quaglio
Messe in der Gertraudenkapelle | © Domenico Quaglio 1818, wikipedia.org

Der heutige Wissensstand

Sicher ist, dass es die „Katakomben“ schon seit der Zeit der römischen Siedlung Iuvavum, gibt. Sie wurden in das Konglomeratgestein des Festungsbergs gehauen. Man nimmt an, dass bereits kleinere natürliche Höhlen an dieser Stelle vorhanden waren und erweitert wurden. Anders als der erst im 19. Jahrhundert verwendete Name vermuten lässt, waren sie aber wohl keine Begräbnisstätte, sondern ein Ort frühchristlicher Versammlungen bzw. eine Einsiedelei. Der Name „Katakomben“ ist also irreführend. Daher bezeichnen wir die Höhlen im Folgenden als Einsiedelei. In Fachkreisen wird übrigens der Begriff „Eremitorium“ verwendet (abgeleitet von Eremiten).

Außenansicht der Katakomben
Außenansicht der Einsiedelei | © Isiwal, wikipedia.org

Die Legende

Der Legende nach wurde die Einsiedelei vom heiligen Maximus und seinem Gefolge benutzt, der sich 477 nach Christus bei einem Angriff der Germanen mit 55 Gefährten von diesen Felsen gestürzt und damit den Märtyrertod gewählt haben soll. In der Maximuskapelle soll nach dieser Erzählung auch das Grab des Maximus liegen. Diese Geschichte hat aber nie in Salzburg, sondern in Schlögen an der Donau stattgefunden. Der Ortsirrtum geht auf Kilian Püttricher den Abt von St. Peter zurück, der die Ortsnamen Ioviacum und Iuvavum sowie die Personen Maximus und den Priester Maximianus verwechselte und diese Geschichte im 16. Jahrhundert nach Salzburg verlegte. Die Tontafel in der Maximuskapelle ist noch heute Zeugnis dieses Irrtums. Auf Ihr steht geschrieben: „Im Jahr 477 als Odoaker, König der Ruthenen, Geppiden, Goten, Ungarn und Heruler, wider die Kirche Gottes wütete, stürzte sich der seligen Maximus mit fünfzig Gefährten von dieser Höhle, wo sie verborgen waren, ob ihres Glaubens grausam in die Tiefe. Und sie zerstörten mit Feuer und Schwert die Provinz Noricum.“

Tontafel in der Maximuskapelle mit lateinischer Inschrift aus 1521
Tontafel in der Maximuskapelle mit lateinischer Inschrift aus 1521 | © 589holl, wikipedia.org


Das Höhlensystem

Vom Friedhof St. Peter aus tritt man über die Kommunegruft (früher eine Art Zwischenlager für Leichname) in die Katakomben ein. Später wurde diese Gruft eine Grabstätte für Persönlichkeiten, die keine eigene Arkadengruft besaßen. So sind dort auch Johann Michael Hayden, Mozarts Schwester Maria Anna „Nannerl“ und der berühmte Baumeister Santino Solari begraben.

Aufgang zu den "Katakomben"
Aufgang zu den Kapellen | © Alexander Gerzabek, wikipedia.org

Über 48 unebene Stufen geht es dann hoch zur Gertraudenkapelle. Diese wurde 1178 dem Erzbischof von Canterbury Thomas Becket (1170 ermordet und heiliggesprochen) geweiht. Freskenreste mit der Darstellung des Martyriums Thomas Beckets sind Zeugnisse dieses Aktes. Zudem soll sie auch dem heiligen Patrick von Irland geweiht sein. Diese Kapelle beherbergt auch ein Pultdach mit Glockentürmchen, einen im 17. Jh. eingefügten romanischen Pfeiler sowie einen romanisch-gotischen Altar und sechs Rundbogennischen im historisierenden Stil (beide aus den 1860er Jahren). Die Kapelle war nach einem Felssturz teilweise offen und wurde wieder zugemauert. Übrigens finden hier noch heute regelmäßig Messen statt.

Das Innere der Gertraudenkapelle
Das Innere der Gertraudenkapelle | © Mathias Kabel, wikipedia.org

Über weitere 36 Stufen führt der Weg über eine kleine Aussichtsplattform schließlich zur Maximuskapelle, dem höchstgelegenen Andachtsraum. Hier findet sich die Gedenktafel samt Legendengeschichte des hl. Maximus, eine Rundapsis, eine Nische, die wohl als Schlafstätte der Eremiten diente und drei Rundbogenfenster, die ebenfalls nach einem Felssturz in die gemauerte Fläche eingelassen wurden. Die Tonaltäre wurden, wie auch in der Gertrudenkapelle in den 1860er Jahren geschaffen. Ein dritte Kapelle (die Ägydiuskapelle) auf der untersten Ebene ist nicht öffentlich zugänglich.

Das Innere der Maximuskapelle
Das Innere der Maximuskapelle | © Mathias Kabel, wikipedia.org

Die „Katakomben“ von St. Peter sind noch immer ein mysteriöser Ort mit einer spirituellen Aura und können gegen einen geringen Eintritt (Erwachsene € 2,00 | Stand 2025) das ganze Jahr über besucht werden.

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