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Megalithkultur – Monumente vergessener Zeiten

  • Christian Messmer
  • 23. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Juni

Stellen Sie sich vor, Sie wandern durch einen nebligen Morgen in der Bretagne. Vor Ihnen tauchen plötzlich riesige Steine aus dem Dunst auf – manche stehen einzeln, andere reihen sich wie an einer unsichtbaren Schnur kilometerweit aneinander. Diese stummen Giganten sind keine zufälligen Felsen, sondern Zeugen einer längst vergangenen Kultur: der Megalithkultur.

Megaltihsteine

Rätsel der Zeit

In der Jungsteinzeit, vor mehr als 5.000 Jahren, begannen Menschen damit, tonnenschwere Steine aufzurichten. Ohne Metallwerkzeuge, ohne Rad, ohne moderne Technik. Und doch konnten sie monumentale Gräber, kultische Stätten und astronomisch ausgerichtete Bauwerke in großen Dimensionen erbauen. Wie ist das möglich? Die Bauweise dieser Monumente wirkt zunächst schlicht, doch hinter jedem Dolmen, jedem Steinkreis oder Grab steckt ein Wissen, das über Generationen weitergegeben wurde. Dolmen, also Einzelgräber mit einer großen Querplatte auf senkrechten Steinen, waren ursprünglich mit Erde bedeckt und sind heute meist freigelegt. Ihre Errichtung mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln wurde inzwischen wissenschaftlich aufgearbeitet und mit speziellen Techniken sowie ein paar Dutzend Männern und mehreren Ochsen nachgestellt. Alles weitere bleibt aber ein Rätsel für die Wissenschaft. So auch die langen Alleen aus Stein (wie in Carnac), die immer in Steinkreisen münden.

Links: Typischer Dolmen | Bild © Pounabrone; Mitte: Steinallee in Carnac | Bild © Kermario; Rechts: Ring of Brodgar


Die Baumeister der Jungsteinzeit kannten ihre Materialien genau. Sie wählten widerstandsfähigen Granit, roten Sandstein oder große Gletscherfindlinge und bewegten diese mit einfachsten Mitteln: Rollen aus Holz, Seile aus Pflanzenfasern, vielleicht auch Schlitten auf nassem Boden und sogar Booten.


Die großen Drei

Das wohl älteste Bauwerk Europas befindet sich auf der bretonischen Halbinsel Kernéléhen und wird auf ca. 4.500 vor Christus geschätzt. Das Cairn von Barnenez ist ein Gemeinschaftsgrab mit elf Gräbern und beeindruckenden Maßen: 75 Meter Länge, 25 Meter Breite und einer Höhe von bis zu 8 Metern. Das verbaute Material wiegt ca. 14.000 Tonnen!

Cairn de Barnenez
Das älteste bekannte Bauwerk Europas: Cairn de Barnenez | Bild © Poriel Thibault

Besonders faszinierend ist das Grab von Newgrange in Irland: Die runde, grasbedeckte Anlage mit einem Durchmesser von 90 Metern beherbergt nur einen langen Gang, der nach Osten ausgerichtet ist und nur einmal im Jahr genau zur Wintersonnenwende Ort eines kleinen Wunders ist. Dann nämlich fällt das Sonnenlicht durch eine eigens dafür gebaute Öffnung genau auf das Zentrum der Grabkammer. Diese präzise Ausrichtung zeigt: Die Menschen kannten die Bewegung der Himmelskörper – und sie bauten nach kosmischem Maß.

Newgrange
Newgrange in Irland: Ein über 5.000 Jahre altes Monument mit einem jährlichen Wunder

Und dann ist da natürlich Stonehenge. Der berühmte Steinkreis in Südengland entstand etwa 3.000 bis 2.000 v. Chr. – in mehreren Bauphasen. Riesige Sandsteinblöcke, manche über 20 Tonnen schwer, wurden dafür über weite Strecken herangeschafft und so aufgerichtet, dass sie die Sonnenwenden markieren. Auch hier: astronomische Genauigkeit, kultische Bedeutung – aber keine schriftlichen Aufzeichnungen. Stonehenge ist vielleicht das bekannteste, aber längst nicht das einzige Rätsel der Megalithwelt.

Stonhenge
Stonehenge: Pilgerort für Touristen und Schamanen

Vermächtnis in Stein

Wo die Megalithkultur ihren Ursprung nahm, ist bis heute in Diskussion – aktuelle Forschungsergebnisse deuten auf die atlantischen Küstenregionen der heutigen Bretagne, Irland und der iberischen Halbinsel hin. Von dort breitete sich der Steinkult entlang der Meere aus, bis nach Skandinavien, Deutschland und sogar bis zum Mittelmeer. Was diese Menschen antrieb? Im Bereich des Möglichen liegt vieles: die Verehrung ihrer Toten, Rituale für Fruchtbarkeit oder Sonne und Mond, vielleicht auch der Wunsch, bleibende Spuren zu hinterlassen? Sicher weiß man es bis heute nicht. Was bleibt sind tonnenschweren Zeugen längst vergangener Zeiten deren Geheimnisse, die nur der Stein kennt. Sie sind Ausdruck einer komplexen, gemeinschaftlich organisierten Gesellschaft und Kultur. Diese Bauwerke trotzen Wind und Wetter seit Jahrtausenden und erinnern uns daran, dass Großartiges möglich ist, wenn alle zusammenhelfen.

Dolmen im County Clare
Dolmen in Irland, County Clare | Foto © Joachim Gabbert
Gollackner Wappen

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