Der Ursprung der Freimaurer geht zurück auf die Steinmetze des Mittelalters. Ihr Handwerk und Wissen war bis ins 18. Jahrhundert vergleichbar mit der heutigen Innovations- und Schaffenskraft des Silicon Valley. Die Wurzeln der noch heute existierenden Bruderschaft haben viele interessante Geschichten zu bieten. Einige davon lesen Sie hier …
Die Könige des Baus
Historisch gesehen, führt die Freimaurerei auf die Steinmetze zurück. Daher auch die noch heute gebrauchte Symbolik mit Winkelmaß und Zirkel sowie speziellen Handzeichen. Bereits 1376 taucht das englische Wort für Freimaurer (freemason) urkundlich auf und leitet sich von „freestone masons“ ab, also von Steinmetzen, welche die Feinarbeiten am Stein vornahmen. Im Gegensatz dazu bearbeiteten und behauten die „roughstone masons“ den Stein mit gröberen Werkzeugen. Diese Steinmetze waren meist Wanderarbeiter auf Europas größten Baustellen. Ihr Wissen hielten sie streng geheim und gaben die essenziellsten Fertigkeiten nur intern weiter, da dies natürlich auch ihr Kapital war. Vor allem ging es dabei um das Geheimnis des Schlusssteins beim Gewölbebau.
Die Blütezeit der sakralen Baukunst vom elften Jahrhundert bis in die Renaissance war auch die Hochzeit der Dombauhütten mit den Steinmetzen als ungekrönte Könige des Baus. Grund für die große Reputation war ihre multifunktionale und exklusive Qualifikation als Baumeister, Bildhauer, Architekten und Statiker. Auf den Baustellen genossen die Steinmetze daher exklusive Sonderrechte. Sie waren unabhängig gegenüber den jeweiligen Landesherren und souverän mit eigener Gerichtsbarkeit. Das machte die Steinmetz-Bruderschaft weit über Landesgrenzen zu einer schier unantastbaren Organisation. In England begannen die Steinmetzgemeinschaften allmählich auch Menschen aufzunehmen, die nicht mit Händen, sondern mit Gedankenkraft an höheren Zielen bauten. Es entstanden philosophische Gesprächszirkel, in denen an der Errichtung eines besseren Menschheitsgebäudes gearbeitet wurde – die Freimaurer-Logen, wie wir sie heute kennen. Die erste urkundlich erwähnte Freimaurer-Loge entsteht so 1599 in Edinburgh/Schottland.
Symbole und Rituale
Die Schutzpatrone der Steinmetze sind die Quatuor Coronati, ein wichtiges Symbol der Zunft. Diese vier Bildhauer christlichen Glaubens sollten zur Römerzeit eine heidnische Statue für Kaiser Diolektian meißeln. Ihre glaubensbegründete Weigerung führte zum Tod und in späterer Folge eben zum Märtyrersymbol der vier Gekrönten für Menschlichkeit und Leidenschaft. Dieses Symbol ist für Steinmetze und Freimaurer noch heute von Bedeutung.
Als optische Symbole dienen häufig Zirkel, Winkelmaß und Rechteck. Sie sind Teil der Geschichte und dienen sowohl als Symbol für den Aufbau eines Gebäudes wie auch des menschlichen Charakters. Vor allem das „sehende Auge“ ist immer wieder Gegenstand von Verschwörungstheorien. Dabei symbolisiert es für die Freimaurer Wahrheit und Weisheit. Auch der Buchstabe "G" wird gerne in Verbindung mit diesen Symbolen verwendet. Dieser steht in der Freimaurerei für Gott, Gnosis und/oder Geometrie sowie für den Leitsatz der Freimaurer: Weisheit, Stärke und Schönheit. Zur Standardausstattung jeden Freimaurers gehört ein Schurz. Dieser erinnert symbolisch an den historischen Steinmetzschurz, zum Schutz der Kleidung und Verstauung der Werkzeuge. Diesen Schurz sollte man sauber und in Ehren halten, was symbolisch für die Reinheit der Gedanken und Handlungen steht.
Ziele und Prinzipien
Die Freimaurerei ist eine Männergesellschaft, die sich für moralische und spirituelle Werte einsetzt. Ihr grundlegendes Ziel ist das Zusammenführen von Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrer Bildung oder ihres Glaubens, um so zu einem freien Meinungsaustausch zu kommen. Freimaurer bevorzugen oder fördern keine bestimmte Religion oder politische Überzeugung. Man kann Mitglied jeder demokratischen Partei sein. Nur radikale und totalitäre Gesinnungen sind ein Hindernis. Es ist streng verpönt und ein Grund für einen Ausschluss, wenn man versucht, wirtschaftliche Vorteile aus der Zugehörigkeit zu einer Loge oder den Kontakten zu ziehen. Die Geheimhaltung geht auf die bereits erwähnten Zunftregeln zurück, dient aber auch der Aufrechterhaltung eines ungehemmten und freien Meinungsaustausches in der geschlossenen Gruppe, den man durch die Weitergabe an andere in Gefahr sieht. Jeder darf zwar über sich sagen, dass er Freimaurer ist, aber nicht über andere (solange sie am Leben sind). Es gibt drei Grade: Lehrling, Geselle und Meister. Diese gehen zurück auf die Zunftgrade der Steinmetze und bauen aufeinander auf.
Freimaurer in Österreich und anderswo
Die ersten Freimaurer-Logen in Österreich wurden mit ihren Grundsätzen von Wohltätigkeit, Aufklärung, Humanität und Toleranz populär. Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart zählten zu den prominentesten Vertretern in den Anfängen der österreichischen Freimaurerei. Auch Johann Wolfgang von Goethe war Freimaurer, wie viele andere berühmte Kulturschaffende. Aber die Freimaurer erweckten Misstrauen bei den Mächtigen und kaum aufgeblüht, wurde die Freimaurerei in Österreich von 1793 bis 1918 verboten und ihre Mitglieder systematisch verfolgt. Vor allem die römisch-katholische Kirche erwies sich als großer Gegner der Freimaurer (bis heute) und später auch Diktatoren wie Hitler, Stalin oder Franco, welche regelrechte Jagd auf deren Mitglieder machten und viele davon ermordeten.
Die heutigen Mythen und Vorurteile gegenüber den Freimaurern stammen vor allem aus dieser Zeit der Diffamierung und Verfolgung. Dabei haben wir den Freimaurern einiges zu verdanken: So wurde auf deren Antrag die Abschaffung der Folter in Österreich durchgesetzt sowie die Österreichische Liga für Menschenrechte und die Sozialpartnerschaft gegründet. In den USA entwickelte sich die Freimaurerei relativ frei: Der erste US-Präsident George Washington war Freimaurer und ist noch heute auf der Vorderseite der Ein-Dollar-Note zu sehen. Bis heute waren insgesamt 14 US-Präsidenten Mitglieder der Freimaurer.
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