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  • Christian Messmer

Salzburg – Spiegel der Baustile

Aktualisiert: 15. Sept. 2023

Das heutige Aussehen der Stadt Salzburg ist das Ergebnis vieler Epochen. Fast jede hat ihre sichtbaren Spuren im Stadtbild hinterlassen und einen weiteren Baustein in diese schöne Stadt gesetzt. Wir wollen uns verschiedene Baustile mit Beispielen genauer ansehen und auf diese Weise neue Einblicke in die Stadtarchitektur und Geschichte Salzburgs gewinnen.


Seltene Zeugnisse der Antike

Bereits Kelten und Römer haben auf dem heutigen Stadtgebiet gebaut. Die Kelten errichteten auf den Salzburger Stadtbergen Höhensiedlungen, welche aber keine sichtbaren Spuren hinterließen. Denn nach dem Alpenfeldzug der Römer um ca. 15 v. Chr. wurden diese Siedlungen aufgelöst, Salzburg besetzt und im heutigen Altstadtgebiet die römische Stadt Iuvavum errichtet. Übrigens ein keltischer Name, der von den Römern übernommen wurde. Die Römerstadt Iuvavum bot den ca. 4.000 Einwohnern großzügige Plätze, Tempel, Thermen und wahrscheinlich sogar eine Basilika. Zeugnisse eines dieser Tempel (Asklepios Tempel) sind noch im Römersaal des Mozartkinos zu sehen, wo Teile der Grundmauern herausgearbeitet wurden.

Wenig Erhaltenes aus der Romanik

Die Romanik des Mittelalters datiert etwa in die Zeit 1000 bis 1235 nach Christi Geburt. Sie ist in der Architektur geprägt durch Rundbögen, Rundbogenfenster, Säulen mit blockartigen Kapitellen und wuchtige Steinwände.

Mariazellerkapelle, Außenwand

Nur noch wenige Gebäude aus dieser Epoche sind in Salzburg erhalten. Dazu gehören unter anderem der Keller am Waagplatz, das Stiegenportal beim Aufgang zum Hohen Stock auf der Festung Hohensalzburg und die denkmalgeschützte Katharinenkapelle im Stiftsfriedhof St. Peter. Die Kapelle, welche heute südlich an die Stiftskirche St. Peter anschließt, wurde aus Konglomeratgestein erbaut und 1227 geweiht. Sie ist gemäß der romanischen Bauart sehr schlicht errichtet. Später wurden Deckenstuckarbeiten und eine Nachbildung des Altars der Wallfahrtskirche Mariazell in der Steiermark hinzugefügt, daher ist die Kapelle heute auch als Mariazellerkapelle bekannt.



Gotische Architektur

Die gotische Architektur ist geprägt durch eine Verlagerung der tragenden Elemente nach außen. So lassen sich Wände mit Fenstern schmücken, Wandstärken minimieren und höhere Bauten errichten. Möglich wird dies auch durch Neuerungen wie Rippengewölbe, Spitzbögen und Strebepfeiler sowie die Verwendung von Zugankern aus Eisen zur Stabilisierung. Prominentes Beispiel der Gotik in Salzburg ist der Hallenchor der Franziskanerkirche. Die Grundfesten der Franziskanerkirche reichen aber bis ins achte Jahrhundert zurück. Nach mehrmaliger Zerstörung durch Brände ist dieses Bauwerk heute ein Mix aus verschiedenen Baustilen. Aus der Gotik ist das beeindruckende Sternrippengewölbe im lichterfüllten gotischen Chor erhalten. Die Romanik zeigt sich mit dem dunklen Langhaus und der Barock in der Westfassade und im Hochaltar.

Franzikanerkirche mit Sternenrippengewölbe

Auch die Kirche Maria Himmelfahrt in der Abtei Nonnberg, dem ältesten Frauenkloster im deutschen Sprachraum, ist ein gotischer Bau. Eigentlich wäre sie viel älter, brannte aber ebenso mehrmals ab und wurde in der Spätgotik 1509 umgebaut. Hier sind noch romanische Elemente wie die Säulen-Krypta mit dem Grab der heiligen Erentrudis erhalten.

Stiftskirche Nonnberg | © Uoai1, wikimedia commons

Lebensfreude der Renaissance

Die Renaissance hat sich auf die Weiterentwicklung römischer Architektur konzentriert. Neben der neuen Residenz, der Stiftskirche St. Peter oder dem Bürgerspital St. Blasius ist vor allem das berühmte Schloss Hellbrunn samt Schlosspark, Wasserspielen und dem Monatsschlössl ein außergewöhnlich schönes Beispiel für die Bautätigkeit der Renaissance in Salzburg.

Schloss Hellbrunn | © wikiolo, wikimedia

Gegen Ende der Renaissance 1613 bis 1615 nach den Vorbildern römischer Landvillen gestaltet, ist Hellbrunn der Inbegriff für die Freuden des Lebens! Diese wurden hier wohl auch bei rauschenden Festen der Erzbischöfe aufs Äußerste ausgelebt. Hofbaumeister Santino Solari, ein Vertreter der Magistri Comacini – bedeutender Architekten, Baumeister und Steinmetze aus dem Gebiet der oberitalienischen Seen, hat sich und Salzburg damit ein besonderes Baudenkmal gesetzt, dass noch heute beeindruckt und ein beliebter Ort für Einheimische und Touristen ist.



Prächtige Barockbauten

Der Barock ist sicher eine der prägenden Epochen im Stadtbild Salzburgs. Dazu gehört natürlich der Salzburger Dom mit seiner über 50 Meter hohen Fassade aus Untersberger Marmor. Weitere Beispiele für Gebäude aus dieser Epoche sind das Schloss Kleßheim, das Schloss Mirabell mit dem schönen Mirabellgarten oder die Dreifaltigkeitskirche.

Kollegienkirche | © H. Helmlechner, wikimidia

Besonders aber die Kollegien- oder Universitätskirche erstrahlt nach der Sanierung 2013 wieder in all ihrer barocken Pracht. 1707 geweiht, verlor sie schnell ihre Bedeutung als Universitätskirche und diente als Heumagazin für die Truppen Napoleons, als Lazarett und später als Garnisonskirche. Erst 1964, mit der Neugründung der Paris-Lodron-Universität Salzburg konnte sie wieder als Universitätskirche fungieren. Sie ist neben dem Dom der bedeutendste Kirchenbau Salzburgs und das Hauptwerk von Fischer von Erlach, der im Zuge der Bauarbeiten erblindete und sein fertiges Meisterwerk nie zu sehen bekam. Der architektonische Ansatz diente für viele spätbarocke Kirchen im süddeutschen Raum als Vorbild.



Verspielter Rokoko

Pferdeschwemme Kapitelplatz

Dieser dekorreiche und prunkvolle Baustil hat auch in Salzburg seine Spuren hinterlassen. Neben dem Rathaus, Robinighof und dem Schloss Leopoldskron mit Marmorsaal ist vor allem die Pferdeschwemme am Kapitelplatz ein besonders beeindruckendes Beispiel für diese Epoche. Unter Fürsterzbischof Firmian entstand hier eine opulente Schwemme samt Brunnen. In der marmornen Balustrade mit Triumpfbogen thront der Meeresgott Poseidon mit seinem Dreizack auf einem Meeresross samt Fischschwanz, welche von zwei wasserspeienden Tritonen flankiert sind. Der Künstler Josef Anton Pfaffinger, Erschaffer dieser Figuren, gestaltete auch den Hochaltar der Kollegienkirche und viele weitere Steinskulpturen.




Jugendstil mit Kaivillen

Der Jugendstil hatte es zuerst im konservativen Salzburg nicht leicht, trotzdem ist er ein wichtiges Element im Salzburger Stadtbild. Vor allem der Mozartsteg, das Mozarteum und der Salzburger Hauptbahnhof gehören noch heute zu den wichtigsten Bauwerken der Stadt. Für das romantische Stadtbild sind aber vor allem die schönen Gründerzeitvillen an der Salzach prägend. Diese konnten im 19. Jahrhundert durch die Salzachregulierung und die dadurch gewonnene Baufläche entstehen.


Café Bazar, historische Postkarte

Die Villen zwischen Staatsbrücke und Eisenbahnbrücke gehen allesamt auf den Eisenbahnbauunternehmer Karl Freiherr von Schwarz (Namensgeber der Schwarzstraße) zurück. Dieser bekam nach dem Bau des Salzburger Hautbahnhofs als Gegenleistung (die Stadtkassen waren leer) für die an ihn vergebene Salzachregulierung dieses neu entstandene Gebiet zugesprochen und ließ dort die prächtigen Kaivillen zum Verkauf erbauen. Zu diesen Gebäuden zählten übrigens auch das heutige Hotel Sacher und das Bazargebäude. Letzteres und viele andere Gründerzeitgebäude an der Salzach wurden von Baumeister Jakob Ceconi geplant und erbaut.



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